AMELIE GOETZL




Unsere beschädigten Seelen
Voneinander – zueinander
Ich schau in deine Augen
Die mich liebkosen
Und fürchte
Den Moment
Wenn sie von mir gehen
Zurück in deinen unendlichen Abgrund
An dem am Ende
Immer nur ich Schuld
Schuld
Die du mir gibst
Und ich nehme sie
Bis ich zerbreche
Unter deiner Hand
Mit festem Griff
Geballter Faust
Und deinen zornigen Fingern
Die immer auf mich zeigen
Schuld
Die du in mich hinein -
Bis alles andere Gefühl weg
Ich taumle benommen
durch eine Welt
Die nur deine Lichter kennt
Alles andere verschwommen
Und mein Lachen gehört dir
Ich dir
Allein
Und so verstummt es mit dir
Ich mit dir
Das ewige Zittern
Das Flimmern in meiner Brust
Das Flehen nach deiner Gunst
Das Hoffen
Dass dein Mund
Wieder gut wird
Und die Zornesfalten nicht siegen
Und dass dein brodelndes Blut
In die richtige Richtung
Rinnt
Rinnsal
Ewiger Tränen
Die Augen so trocken
Sie brennen
Zwei Personen - Eine Liebe, immer wieder zerrissen und neu zusammengesetzt, 2020
Gaia, 2020


Sexgöttin Erde Du Naturgewalt Ich besteige dich Ich nehm von dir Was ich will
Ich vertiefe mich in dir in
Deiner Ritze
Deiner Rille
Deinen Spalten
Dein Erbeben
Soll Mich erheben Du erhaben
Über mich
Gaia, ach was bist du für ein schönes Weib Ich will dich erfassen
Begreifen
Ich will dich zum Schreien bringen
Und in die Knie zwingen
Ich brauche dich
Und deswegen nehm ich dich Ich brauche nicht zu fragen Du gibst mir gütig das Deine Du öffnest deine Schenkel Und ich verschwinde darin
Oh du Mächtige
Du Starke
Wenn du erbebst Erbebe ich mit dir
Und wenn du vergehst Vergeh ich mit dir
Ich vergehe mich an dir
Du bist so reich an Schätzen Und ich beute dich aus
Bis nichts mehr geht
Und so vergeh ich auch
Mutter aller Mütter Fruchtbringende Tellus
Nähr mich mit deinen Stoffen Lass mich eins werden mit dir Durch deinen Atem
Küsse mich
Ich küsse dich tausendfach zurück
Lass mich kosten von deinen Früchten
Nährerin aller Geschöpfe
Lass mich zurückkriechen in deinen Mutterschoß Aus dem wir alle kommen
Und in den wir wieder eingehen werden
Ich will dich ekstasieren deine Naturgewalt spüren und deine üppigen Formen sollen vibrieren
Betörend flüsterst du zu mir Aus den Bäumen Den Blumen
Dem Wasser
Ich will an deinem mächtigen Busen ruhen Du Hingebungsvolle,
Gütige Schöpferin
Denn obwohl ich dir die Luft zum Atmen nehmen Hauchst du mir immer wieder neues Leben ein.

Performance THROUGH MY CUNT
Akademie der bildenden Künste, 2018
Und wieder ein Sommer vorbei
wieder steht ein Winter vor der Tür
in dem die ohne Türen erfrieren
doch ich denke nur an mein eigenes Verlieren
an mein Verlieren von dir
ich: Verliererin, du: nicht hier
So kalt dieser Winter doch so viel Schweiß unter meinen Achseln
der Schweiß der Wut und der Angst,
der mich in seiner Existenz so unsicher macht
der seine großen dunklen Kreise zieht
doch von dir hab ich nichts verlangt
Immer warst du da, immer warst du weg,
immer am Weg und doch nie gekommen
gekommen bist du oft, in mir, auf mir
benommen war ich, von dir, von mir
Ich wollt du nur ein bisschen leben
Ich wollt doch nur ein bisschen ficken
doch du kamst über mich wie ein Beben
Unzertrennlich waren wir gewesen,
sterben wolltes du in mir
ach wärst du doch gestorben und nicht lebendig bei ihr!
Verschmolzen sind wir, vereint und doch warst du Lichtjahre von mir.
Immer lagen sie zwischen uns wie der Tod
ein freundlicher Tod, ein schöner Tod, ein Liebestod
ich wünsche ihn mir. Oder dir. Ihr?
Angezogen haben wir uns wie die Motten das Licht
Glühen wollten wir, doch verbrannt hast du mich
Was bleibt ist nur ein Traum
ein Traum vom Glücklichsein, nur Schaum?
Nur Schwanz? Nur Fut?
ein Traum von Liebe
ein Traum vom Mitdirleben
Wenig nehmen, sehr viel geben.
Mein Wenig wurde mit dir Viel,
Mein Tod wurde durch dich lebendig, und nun bin ich nichts
Komm großer schwarzer Vogel
führ mich ins Licht
Denn nun steh ich hier mit mir allein
und habe nichts mehr, nicht mal mich selbst
Ich habe mich verloren, an dir
ich habe mich aufgegeben in dir
ich habe was ich war vergessen
du hast meine fut aufgefressen
ich habe dich verloren obwohl nie besessen
und du bist einfach gegangen, ohne dich selbst je zu verletzen
Du hast mir keinen Rosengarten versprochen doch viel zu oft Rosen gebracht
du hast alles an mir gut gerochen
doch dabei immer nur an dich gedacht
über sie gelacht - hast du
ja du hast, hast, hast, hasst
nun hasst sie mich und du lachst mit ihr
und über bleibt mir dieses eine Video von dir,
das ich sehe, immer wieder sehe, mich sehne
meine Schuld meine Schuld meine große Schuld
meine Fut meine Fut meine beste Fut
die dich so süchtig macht
die mich so sündig macht
die dich in mir zu meinem Heiligtum macht
macht, macht, Macht – welch großes Wort
Macht hast du, Macht hasse ich
die Macht die du hast über mich
die sie hat über mich –
ein Machtwort gesprochen
und ich bleibe machtlos und kann nichts machen
nur lachen, wenn mir zu weinen zumute ist
und weinen, wenn die Mutlosigkeit mich auffrisst
und gehen,wohin, wo ein neuer Schwanz wächst
doch dich selbst, dich selbst hast du nie verletzt
nach vorne sehen sollte ich sagt man mir
doch ich sehne mich zurück nach dir, nach mir
nach einem Uns in einer anderen Zeit
nach einem Wir in einer anderen Welt
in deinen Achseln der Schweiß von Angst
du kannst, kannst, kannst – nicht
in deinen Achseln mein angstverzerrtes Gesicht
Ich will, will, will – dich